Wien. Seit ich ein kleines Mädchen bin, war Österreichs Hauptstadt mein Sehnsuchtsziel Nummer Eins. Nicht, dass ich etwas gegen Schwimmen mit Delfinen auf den Malediven oder Hippie Revivals in San Francisco gehabt hätte. Ganz und gar nicht! Aber mehr als kitschige Postkarten und hippe Modefotostrecken haben meine Kindheit eben die drei Filme rundum das Leben und Lieben von Sisi sowie das aufregende Treiben von Kommissar Rex (natürlich in Erstbesetzung!) geprägt. Seitdem wollte ich in die Stadt von Schönbrunn,  Wiener Prater, Wurstsemmeln und Kutschfahrten! 24 Jahre musste ich warten, nun war es über Ostern endlich so weit: Vienna was calling!

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Während es im echten Leben ja leider oft der Fall ist, dass sich Erwartungen und ihre Erfüllung nicht immer die Hand reichen, erlebte ich in Österreichs Hauptstadt tausend Momente wie Geschenke. Träumt die Wiener Band WANDA in ihrem Hit Bologna noch von der gleichnamigen Stadt als Ort aller Amore und Erfüllung, verlor ich in gerade einmal 48 Stunden mein Herz an Falcos Geburtsstadt. Wie könnte man das als bekennendes Schleckermäulchen auch nicht in einer Stadt, in der dem kulinarischen Treiben ein eigener Markt (Naschmarkt) gewidmet ist, Kaiserschmarrn und Wiener Schnitzel auf jeder Restaurantkarte stehen und in unzähligen, prachtvollen alten Kaffeehäuser aus der K & K Zeit hochnäsige Kellner silberne Tabletts mit Wiener Melange, Sachertore und dem obligatorischen Glas Wasser servieren?

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Das Wiener Schnitzel habe ich mir nicht im berühmten Tourimagneten Figlmüller schmecken lassen (ich gebe es zu: aus Kostengründen), sondern in dem für Wiener Verhältnisse ungewohnt lässigem Studentenlokal Amerling Beisl. Allein für den bunten Hinterhof ist ein Besuch absolut lohnenswert! Hinzukommen wirklich sehr nette und aufmerksame Kellner sowie unfassbar leckeres Essen. Obwohl das Schnitzel allein schon gut satt gemacht hätte, musste natürlich auch noch eine Kostprobe vom Palatschinken her. Prädikat: Traumhaft!

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Ebenfalls sehr zu empfehlen und meiner Meinung nach ein absolutes Muss für jeden Wien Besuch ist eine kulinarische Tour auf dem Naschmarkt. Von überall weht einem der Geruch von Essen entgegen, wild schreiende Händler überbieten sich im feinsten Wiener Schmäh in ihrem Angeboten und die Augen wissen gar nicht, wo sie zuerst hinschauen sollen: Zappelende Hummer reihen sich an glänzende Tintenfische, süßes Baklava konkurriert mit bunt glänzendem Obst und Gemüse und zwischendurch locken kleine Buden und Restaurants mit orientalischer, österreichischer, russischer, wasauchimmer – Küche! Mir persönlich hat es besonders gut im orientalischen Restaurant Neni gefallen, von wo aus man das bunte Markttreiben hervorragend beobachten konnte.

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Nicht unerwähnt an dieser Stelle sollen natürlich auch die Kaffeehäuser bleiben. Als Kaffeesachse hatte ich da natürlich meine Erwartungen! Doch auch in diesem Fall wurden sie nicht enttäuscht. Zwar erschien mir die Schlange vor dem Cafe Central als deutlich zu lang um geduldig zu warten, doch die spontan gefunden Alternativen Cafe Landmann und der Tiroler Hof ließen mich nicht im Stich! Hier wie dort war der Charme der alten Kaiserzeit zu spüren, die Stimmung war gedämpft, überall luden Zeitungen zum Lesen und Nachdenken ein, die Gläser klirrten, die Gabeln versanken in feinstem Gebäck und über allem lag der Geruch von Kaffee und Vergangenheit. Es war herrlich!

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Auch wenn es den Anschein erwecken mag, ich hätte die meiste Zeit nur in irgendwelchen Cafés und Restaurants verbracht, bin ich in den zwei Tagen auch ganz schön viel gelaufen. Noch ein weiterer Pluspunkt für Wien: Ist man erst einmal im Zentrum angelangt, kam man ziemlich vieles unkompliziert zu Fuß erreichen. So führte mich mein Reiseführer zur mächtigen Hofburg, zur Kaisergruft (für mich alten Sisifan war das ein ganz besonderes Highlight!), zur traumhaft schönen Karlskirche und zu dem wunderschönen Maria Theresia Platz. Beinahe an jeder Ecke Wiens hatte ich das Gefühl, etwas Neues, Tolles zu sehen!

Selbstverständlich trugen mich meine Füße auch noch zu den großen 3 Sehenswürdigkeiten von Wien: Dem Schloss Schönbrunn, auf den Wiener Prater und auf den Stephansdom (der übrigens die leckeren Mannerwaffeln auf dem Cover ziert). Während mich die Aussicht auf dem Stephansdom auf die Stadt begeisterte (wir waren vor 10h morgens dort und somit quasi die Ersten), war ich vom Schloss Schönbrunn etwas enttäuscht. Aus Zeitgründen hatte ich auf eine Besichtigung verzichtet und nur einen Spaziergang durch den Schlossgarten gewagt. Dafür hatte ich jedoch den Ostersonntag ausgewählt, was zugegebenerweise nicht sonderlich schlau von mir überlegt war: So schoben sich einfach nur die Massen, was meinen Eindruck etwas getrübt hat. Statt Märchenromantik Touristenrummel! Kann man gut finden, mein Ding war es nicht so. Dafür überraschte mich der Wiener Prater positiv! Auch hier war ich knapp vor 10h morgens dort – zu einer Zeit also, in der die ersten Buden und Fahrgeschäfte gerade erst ihre Türen und Fensterchen öffnen und man das Gefühl hat, den alten Flair von dem Jahrmarkt zu spüren. Selbst die Fahrgeschäfte konnten mich alten Angsthasen zu einer Tour verführen: Wenn auch manchmal mit geschlossenen Augen…

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Kurzum: Wer ein Herz für gute Küche, buntes Jahrmarktstreiben, prunkvolle Bauten, Märchenschlösser und Wiener Mundart hat, der wird in 2 wie in 200 Tagen eine wundervolle Zeit in Wien haben. Für mich war es definitiv erst der Beginn einer großen Liebe: Bei meinem nächsten Besuch möchte ich unbedingt zu Falcos Grab, das Sisi Museum besuchen, eine Kutschfahrt machen, ein paar Ausstellungen im Museumsquartier besuchen, und, und, und! Wien, du siehst mich wieder!

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