Nackt-Reportage Teil 3: Der Selbstversuch

Eine Nudisten-WG, ein Selbstversuch und jede Menge nackter Tatsachen. | Teil 3

Teil 1: Die Nudusten-WG | Teil 2: Die Saunafreunde

Ich fühle mich bereit für das Nacktsein und bin überzeugt, dass ein wenig Gelassenheit von Jörg und Molly auf mich abgefärbt hat.

„Wie kleine Nackedeis…“

Ich liege auf dem Hallenboden und in der Realität sieht alles ganz anders aus. Ich frage mich, was ich hier tue und bin bis auf einen Sport-BH, Knieschoner und ein paar Schuhe komplett nackt. In der Halle ist es unheimlich heiß und mir macht mehr als alles andere der ganze Schweiß zu schaffen. Mein Körper zerfließt und meine Eingebung ein Handtuch mitzunehmen erweist sich als goldrichtig. Eine schwitzige Hand hilft mir vom Boden auf. Ich schaue mich um. Irgendwie drehen hier alle ein bisschen am Rad. Wie auf Droge, hüpfen elf nackte Männer um mich herum, erfinden die Volleyballregeln neu und legen dramatische Stunts hin. Alles wabbelt und schwingt. So stellt man sich das in den Geschichten seiner Eltern immer vor, wenn es heißt „Als kleines Kind hast du als Nackedei immer so schön rumgetollt“. Elf erwachsene Männer werden zu spielenden Kindern, zu herumtollenden Nackedeis. Dass ich nackt bin, stört mich dabei immer weniger. Etwas Anzügliches oder Sexuelles hat diese schwitzige Angelegenheit keinesfalls. Es ist einfach nur nass und körperlich wahnsinnig anstrengend. Wirklich unangenehm war mir eigentlich nur der Anfang: Gemeinschaftsumkleidekabinen. Wieso auch nicht? Sind ja eh alle nackt. Dennoch musste ich diesmal am eigenen Leib erfahren: Ausziehen ist eben doch etwas anderes als einfach schon nackt zu sein.

Nackt, nackt, nackt. Noch nie in meinem Leben habe ich mir so viele Gedanken über das Nacktsein gemacht. Oder meinen Körper. Oder darüber, warum ich ihn nur ausgewählten Personen gerne in seinem Naturzustand zeige. Ich habe mich überwunden und etwas getan, bei dem alle Freunde und meine Familie lauthals losgelacht haben, weil sie mir nicht glauben wollten, dass ich das durchziehe. Und weil es so ungefähr das Letzte ist, was man von mir erwarten würde. Ich habe festgestellt, dass ich doch kein so großes Problem mit Nacktheit habe, wie bisher angenommen. Es ist mir verhältnismäßig leicht gefallen, mich vor vollkommen fremden und allesamt männlichen Mitspielern auszuziehen und Sport zu treiben. Selbst eine Mitgliedschaft im FKK-Verein konnte ich mir für einen kurzen Moment vorstellen. Theoretisch jedenfalls.

Bei meinem eigenen Versuch ist mir aber auch etwas anderes klar geworden: In mir verbirgt sich definitiv keine Nudistin. Mir fehlt dabei die Empfindung von Freiheit und der Wunsch das mit anderen zu teilen. Ich streife mit den Klamotten weder meine Sorgen ab, so wie Felix und Oskar, noch finde ich Nacktsport besonders bequem oder praktisch. Was ich mir allerdings vorstellen könnte und demnächst mal ausprobiere, ist Nacktbaden im See. Aber dann nachts. Und allein.

Teil 1: Die Nudisten-WG | Teil 2: Die Saunafreunde

« »