Über die Lust und den Frust beim Umziehen

Mit dem Umziehen verhält es sich ähnlich wie mit dem Konto-Überziehen: Keiner mag es und (fast) jeder macht’s dann doch einmal. Laut einer Umzugsstudie aus dem Jahr 2009 sogar ziemlich viele: Demnach wechseln pro Jahr in Deutschland 4, 8 Millionen Haushalte ihren Wohnort, was umgerechnet etwa 8.415.032 Menschen entspricht. Nun mag sich manch einer aus berechtigten Gründen fragen, was denn der Umzug nun wiederum mit unserem neuen Thema zu tun hat. Hier gibt ein Artikel des Focus Antwort: Volks SPORT Wohnungswechsel! Tatsächlich ist da ja auch vieles dran: Erst muss man seine alte Wohnung genau auf Fehler und Mängel inspizieren, Schränke, Schubladen und lieb gewonnene Verstecke ausräumen, Kleidung, Gegenstände, Möbel müssen untersucht, verpackt, ausgemistet, verschenkt, verkauft oder weg geworfen werden, Wände müssen neu verputzt oder zumindest neu angestrichen werden und am Ende soll die Wohnung, die so lange den Dreh- und Angelpunkt des eigenen Lebens darstellte, an den Nachmieter im Top-Zustand übergeben werden, was so viel heißt wie: Niemand darf mehr in dieser Wohnung Anzeichen dafür entdecken, dass ihr dort gelebt habt.

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Ist dieses ganze mühsame Unterfangen erst einmal geschafft, gilt es das Ganze rückwärts gedreht in der neuen Wohnung vorzunehmen: Fehler und Mängel vom Vormieter müssen aufgeschrieben werden, die Wände benötigen einen neuen Anstrich, Bilder wollen angehängt, Möbel aufgebaut, Lampen angebracht und Deko Artikel möglichst effektvoll angerichtet werden. Bekommt man beim ausräumen der alten Wohnung jedoch nicht selten ein leisen Sinn dafür, wie wenig Einen womöglich nur von denen im TV leidenschaftlich dargestellten Messis trennt, fühlt man sich im Idealfall – zumindest in den ersten Tagen – zurückversetzt an begeisterte Stunden vor dem Computer beim Sims Spielen, als nichts wichtiger war, als die leeren Häuser kunstvoll einzurichten.

Sicher ist: So wie es leichter ist, den Sommer mehr als den Winter zu lieben, so viel leichter gestaltet sich auch immer das Ein- anstelle dem Ausziehen. Keine ungeduldigen Nachmieter drängen einem zum Auszug und Streichen, man kann im neuen eigenen Reich ganze Wochen lang Kisten unberührt stehen lassen, nur das Nötigste an – und aufbauen und sich für alles andere viel Zeit lassen. Wenn Umziehen der Volkssport ist, so ist das Ausziehen mit einem knallharten Bootcamp, geführt von einem Ex-Marine Soldaten, vergleichbar, währenddessen das Einziehen eine sanfte Yoga-Stunde mit leiser Musik darstellt.

Tatsächlich kommen wir wohl alle nicht darum herum, uns mindestens ein Mal zu dieser Art von Sportstunde anzumelden. Hinter mir selbst liegen mittlerweile schon 6 stolze Umzüge und wenn ich was dabei gelernt habe, dann:

  • Umzüge machen wirklich keinen Spaß.
  • Unterschätze nie die Dinge, die man zunächst abschätzig als “KrimsKrams” bezeichnet und einen beim Sortieren den letzten Nerv rauben
  • Heimat ist an keinen Ort gebunden, sondern nur an die Menschen, die wir lieben.
 In diesem Sinne, nutzt die Möglichkeit eines bevorstehenden Umzuges zum gründlichen Ausmisten aller Dinge, die euch nur unnötig belasten, genießt die Unbeschwertheit eines neuen Lebensabschnitts, packt eure liebsten Erinnerungen ein, schreibt bunte Postkarten an eure daheim gebliebenen Freunde und freut euch auf das, was vor euch liegt.
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